Hallo Frau Flaig - mögen Sie sich einmal vorstellen?
“Ja, gerne! Ich komme ursprünglich aus Schramberg im Schwarzwald, wo ich 1950 geboren wurde. Mein Vater war leitend als Techniker in der Uhrenfabrik Junghans in zwei Vororten auf dem Land tätig. Ich durfte ihn samstags in diese Produktionsstätten begleiten und war fasziniert von dieser Welt der seriellen Produktion von spannenden – heute würde man sagen – Komponenten. Meine Mutter spielte sehr gut Klavier. So lernte ich Kompositionen von List, Beethoven und anderen Klassikern kennen – im Alltag meiner Familie.”
Wie sind Sie Künstlerin geworden - können Sie uns Ihren Weg kurz beschreiben?
“Mein Kunstlehrer am Gymnasium förderte mich und machte mir Mut zur künstlerischen Arbeit. Leider konnte er meine Eltern nicht überzeugen, mich nach dem Abitur in Stuttgart an der Staatlichen Akademie Kunst studieren zu lassen. Ich holte dieses Studium aber nach, nachdem ich Kunst, Deutsch und musisches Werken an der PH Ludwigsburg studiert hatte. Mit einem zuerst halben Lehrauftrag finanzierte ich mir mein Kunststudium. An diesem Punkt – und bis heute – bin ich unabhängig und konnte die Kunst machen, die ich wollte – ohne Druck von Irgendwem.
1966 war dann meine erste Ausstellungsbeteiligung im Evangelischen Gemeindehaus in Schramberg zusammen mit den Kunststudierenden, die mein Kunstlehrer “zustande” gebracht hatte. Seitdem arbeite ich künstlerisch. Ich hatte wundervolle Lehrer und Professoren, an die ich immer denke, wenn ich mein Tun hinterfrage. Sie sind mein innerer Kompass.”
Was war Ihr größter Erfolg bisher?
“Dies ist eine schwer zu beantwortende Frage. Alle Projekte – zum jeweiligen Zeitpunkt – auch “Relationen” im Wolfsburger Nordkopf Tower sind große Erfolge. Aber ich kann einige meiner Highlights nennen: Der Red Dot Design Award für den Messeauftritt der Firma Scheufelen Papier auf der Druck- und Papiermesse, eine Inszenierung anlässlich der Kultur Hauptstadt Kopenhagen und meine Gastdozentur am Bauhaus in Dessau 3. Bühnenwerkstatt.”
Was bedeutet Ihnen die Kunst und was möchten Sie damit ausdrücken?
“Kunst ist für mich so wichtig, wie die Luft zum Atmen. Meine Arbeiten sind ein Seh- und Denkangebot an den Betrachtenden. Es liegt ja im Wesen eines Angebotes, man kann sich darauf einlassen oder es ablehnen. In jedem Fall ist Kunst ein Gesprächsanlass zwischen Künstler und Publikum sowie für Künstler mit Kollegen.”
Können Sie uns etwas zur aktuellen Ausstellung im Nordkopf Tower erzählen? Was hat Sie zu diesen Kunstwerken inspiriert?
“Von Tim Dahlhoff und Walter Winter wurde ich Ende 2023 um eine kurze Einführung in ihre Ausstellung im Foyer der Stadtwerke Wolfsburg gebeten. Schon bei der Vorabbesichtigung der Werke fiel mir diese wertige Location auf: großzügig, modern, urban – innen wie außen. Dazu kommen das bodentief verglaste Atrium innen und die changierenden Aluminium-Schuppen an der Fassade.
Mit meiner Werkauswahl nutze ich die seltene Möglichkeit meine Glasstelen zu den Themen Licht und Wasser zu zeigen. Für beide stehen unter anderem auch die Stadtwerke Wolfsburg. Genauso wie für die Digitalisierung, die ohne Glasfasertechnik nicht denkbar wäre. Dieses Themenfeld regte mich zu neuen Arbeiten an: mit Schmuckobjekten versehene Figurinen und ein blätterbares Objektbuch. Mit gesandeten und bemalten leeren Aktenordnern zitiere ich das Thema Verwaltung der Erde. Mit Objekten im Innenhof des Atriums verweise ich auf die Schönheit der Materialien, die erst durch Vorlegen im Erdinneren Kommunikation ermöglichen."
Haben Sie Ziele, die Sie noch erreichen möchten?
“Ja natürlich! Solange es meine Gesundheit erlaubt, will ich weiterhin mit anderen Künstlern einen kollegialen Austausch mit gemeinsamen Projekten pflegen. Ich bin Mitglied bei CREATE, einem Wolfsburger Kunstverein und in meiner Ateliergalerie in Oebisfelde initiiere ich für Kollegen Projekte zum überregionalen Altmarktfestival “Wagen und Winnen” und zum Bundesweiten Tag der Druckkunst. Außerdem stelle ich 2025 zu meinem 75. Geburtstag in den Räumen von CREATE im Schloss Wolfsburg aus und feiere das 10-jährige Bestehen meiner Ateliergalerie in Oebisfelde mit Arbeiten von Walter Winter.”
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